Aus dem Vortrag von Bernd Rill
Als die Oberpfalz noch bei Böhmen war …
In gewohnt kritischer aber auch lockerer Art beleuchtete das FEK-Kollegiumsmitglied Bernd Rill die historischen Verflechtungen in dem Dreieck Bayern, Franken und Böhmen. Rills Familie hat sudetendeutsche Wurzeln. Er studierte Rechtswissenschaft und Geschichte an der Universität Erlangen. 1983 wurde er wissenschaftlicher Referent für Recht, Staat, Europäische Integration und interkultureller Dialog in der Akademie für Politik und Zeitgeschehen der Hanns-Seidel-Stiftung in München. 2013 ging er in den Ruhestand. Er ist Autor zahlreicher historischer Werke. Nachfolgend ein Auszug aus den Ausführungen, die bis in das 14. Jahrhundert reichten und die vor allem die Aktivitäten von Kaiser Karl IV. aufzeigten. Rill ging aber auch auf die Hussiten-Kriege und auf die Kämpfe zwischen Habsburgern und Wittelsbachern ein.
Bereits Kaiser Karl IV. erwarb Gebiete in der nördlichen Oberpfalz, die er an sein Königreich Böhmen anschloss. Bereits sein Vater Johann war mit der Verpfändung des Egerlandes belohnt worden. Da es um die Finanzen der Reiches nie gut gestanden hatte, wurde dieses Pfand bis zur Auflösung des Reichs 1806 nie eingelöst, auch deshalb weil die Habsburger ab 1438 die Kaiserkrone fast als Erbgut besaßen und ab 1526 als Könige von Böhmen fungierten und so die Pfandsumme nicht an sich selbst bezahlen mußten. So kann man also, stellte Rill fest, ab 1322 das Egerland als einen festen Bestandteil der Krone Böhmens ansehen.
Es hatte seit dem Beginn der deutschen Besiedelung im frühen zwölften Jahrhundert zum bairischen «Nordgau» gehört, dem Vorläufer der späteren Oberpfalz. Der Egerländer Dialekt ist dem bajuwarischen sehr ähnlich, und die Vertriebenenorganisation der «Egerländer Gmoi» lege großen Wert auf ihre Eigenständigkeit gegenüber den Sudetendeutschen und deren Landsmannschaft.
Rill ging dann auf die historischen Vorgänge im Heiligen Reich deutscher Nation ein, besonders auf ihre Auswirkungen auf die Gebiete «Kurpfalz», Oberpfalz und die teilweise feindlichen Zwistigkeiten zwischen den Habsburgern und den Wittelsbachern. Schließlich gehörte die Pfalz als auch Brandenburg um 1350 den Wittelsbachern. Um bestehende Verträge oder Erbfolgen kümmerte sich Karl wenig und er erwarb so Gebiet um Gebiet. Sein Ziel war neben dem Gewinn von Quadratkilometern der Erwerb eines Fürstentums, am besten eines Kurfürstentums. Die Wittelsbacher hatten neben Bandenburg mit der Pfalz zwei, er aber hatte nur eines. Er kaufte dem Wittelsbacher Otto für 500 000 Gulden Brandenburg ab. Unter anderem gab er Otto Teile von Neuböhmen mit Floß, Hirschau, Sulzbach, Rosenberg, Hersbruck und Lauf. Obwohl Karl eine neue Residenz an der Elbe errichtete, wollte er ein neues Machtzentrum in Franken errichten, um so von seinem Stammsitz Luxemburg fast ganz auf eigenem Gebiet nach Böhmen reisen zu können. Vor allem mit der freien Reichsstadt Nürnberg verband ihn ein besonderes Verhältnis. Obwohl er durch die «Goldene Bulle» den Reichsstädten verboten hatte, Bündnisse untereinander zu schließen, ermunterte er Nürnberg mit den drei anderen fränkischen Reichsstädten Windsheim, Rothenburg ob der Tauber und Weißenburg einen Bund einzugehen und zwar zur Sicherung seines Weges durch Franken nach Frankfurt, dem ständigen Wahlort für den deutschen König.
Karls Heiratspolitik wäre beinahe von Erfolg gekrönt gewesen, wenn nicht sein «Erbfeind» Friedrich aus dem schwäbischen Hause der Zollern und Burggraf von Nürnberg doch noch zwei Söhne bekommen hätte. Karl konzentrierte sich dann auf die Mark Brandenburg.
Die Gegend um Sulzbach und Amberg sei wegen ihrer Förderung von Eisenerz das «Ruhrgebiet des Mittelalters» gewesen. Die Könige von Böhmen hätten bereits zu den reichsten Fürsten des Abendlandes gehört und nun sei noch die Oberpfälzer Einnahmequelle hinzugekommen. Der Bergbau florierte in der Oberpfalz bis ins 17. Jahrhundert. Die Luxemburger konnten sich aber nicht lange an dieser Einnahmequelle erfreuen, denn Karls Sohn und Nachfolger Wenzel wurde von den vier rheinischen Kurfürsten als unfähig für das Herrscheramt befunden und 1400 abgesetzt, sein Nachfolger wurde Rupprecht III. von der Pfalz, ein Wittelsbacher.
Von Dr. Wolf-R. Scharff, Mitglied der Chefredaktion