Das Gemeindeoberhaupt bezeichnete Bayern und Oberfranken „als unsere Heimat, Deutschland als unser Vaterland und Europa als unsere Zukunft“. Die Gemeinde sei stolz, als Partner der Fördergesellschaft für Europäische Kommunikation (FEK) e.V. Gastgeber sein zu dürfen – mit der Möglichkeit, einen kleinen Beitrag zum Prozess der europäischen Integration leisten zu können, im bürgernahen Rahmen. „Kulturelle und regionale Identitäten sind wichtige Bausteine des wirtschaftlichen Erfolges einer Region und die spüren wir bei diesen Tagen“, betonte Hübner. Durch sie seien schon viele wertvolle Kontakte entstanden, die zum besseren Verständnis in Europa beitragen würden. „Gerade jetzt zeigen aufkeimende nationalistische Strömungen und Abspaltungstendenzen in manchen Mitgliedsstaaten, wie wichtig solche Zusammenkünfte sind“. Sein besonderer Dank galt denen, die seit Beginn entscheidend zum Gelingen beitragen: Der FEK, der Oberfrankenstiftung, der IHK Oberfranken Bayreuth, dem Landkreis Kulmbach und der Stiftung Nürnberger Versicherung.
Johannes Breyer und Major a.D. Fritz Bronsart vom «Fähnlein von der Weyden» zündeten in originalgetreuer Söldnerkluft aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges eine Feldschlange (links), die Böllerschützen der «Maintalböllerer» (rechts) machten ebenfalls lautstark klar: die Neudrossenfelder Europatage 2019 sind eröffnet!
Fotos: Thomas Weiss
Der neue Träger der FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV., Dr. Thomas Zwiefelhofer, neben dem Relief mit seinem Konterfei.
Foto: Horst Wunner
Skulpturengarten erhielt dreifachen Zuwachs
Ein paar Schritte vom Schloßplatz entfernt der Skulpturengarten mit den Konterfeis der bisherigen Preisträger der FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV. und des FEK-Freiheitsrings, zu denen jetzt drei neue hinzukamen: Dr. Thomas Zwiefelhofer aus Liechtenstein und Fürst Karel von Schwarzenberg aus Prag als Träger der Europamedaille, Dr. h.c. Bernd Posselt aus München als dritter Träger des FEK-Freiheitsrings. Letzterer war durch den laufenden EU-Parlamentswahlkampf verhindert, Fürst Schwarzenberg musste kurzfristig erkrankt absagen. Noch im Laufe des Jahres wird die Übergabe der Preise nachgeholt werden. Erstmals in der langen Reihe der Preisträger wurden der frühere Tschechische Außenminister, der Präsident der Paneuropa-Union Deutschland und der ehemalige Liechtensteinische Politiker und aktuelle Honorarkonsul der Tschechischen Republik im Fürstentum, Dr. Zwiefelhofer, diesmal im Relief abgebildet – wie immer vom bekannten fränkischen Bildhauer Albrecht Volk interpretiert. Nach der Enthüllung schaute der mit 49 Jahren zweitjüngste Träger der Europamedaille aller Zeiten (nach Prof. Dr. Dr. Krzysztof Miszczak 2001 mit 46 Jahren) erst ein bisschen irritiert wegen der Freiheit des Künstlers, der zu seinem Konterfei in Sandstein noch einen Geldbeutel mit der Aufschrift «Tax» modelliert hatte. Spontan sagte er schmunzelnd: „An den Assoziationen mit Liechtenstein müssen wir noch etwas arbeiten. Unser Land ist heute ein Musterschüler in Sachen Steuersystem und steht auf keiner schwarzen Liste mehr“. Dann hellte sich sein Gesicht jedoch wieder richtig auf, als ihm FEK-Vorstandsvorsitzender PD Dr. Wolfgang Otto im Gontard-Saal des Schlosses Urkunde und Medaille überreichte.
Dr. Thomas Zwiefelhofer (4.v.li.) nahm aus den Händen des FEK-Vorstandsvorsitzenden PD Dr. Wolfgang Otto die FEK-Europamedaille Kaiser Karl IV. entgegen. FEK-Präsident Dr. Gerhard Krüger und Botschafter a.D. Karel Borůvka (n.li.), Neudrossenfelds Bürgermeister Harald Hübner, Kulmbachs Landrat Klaus Peter Söllner, Oberfrankens Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, MdL Rainer Ludwig und Dr. Ingo Friedrich, ehemaliger Vizepräsident des EU-Parlaments (r. v. Laureat) freuen sich über den neuen Preisträger.
Gerd Otto (rechts), Moderator des Festakts, im Gespräch mit Dr. Karl Gerhard Schmidt, der der Festgemeinde sein Schloß Neudrossenfeld geöffnet hatte.
«Echter Europäer» als neuer Preisträger der FEK-Europamedaille
Die Laudatio auf Dr. Zwiefelhofer hatte zuvor Magister Karel Borůvka, ehemals Botschafter der Tschechischen Republik in der Schweiz und in Liechtenstein und heute Kuratoriumsvorsitzender der FEK e.V., gehalten. Er bezeichnete den Laureaten als echten Europäer, „der aufrichtig in Europa kommuniziert, die europäische Verständigung voran treibt und europäische Werte teilt“. Der Geehrte war in der vorangegangenen Legislaturperiode in Liechtenstein stellvertretender Regierungschef mit der Zuständigkeit für Inneres, Justiz und Wirtschaft, das kleine Land gehört als einer der Schöpfer europäischer Geschichte zur Familie europäischer Staaten. Der Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens für die Verdienste um die Republik Österreich habe stets politische Entscheidungen zum Wohle seines Landes, aber genauso von ganz Europa getroffen, so Borůvka. Seit Sommer 2017 wieder ins Berufsleben zurückgekehrt, kämpft der Honorarkonsul der Tschechischen Republik im Fürstentum Liechtenstein Dr. Zwiefelhofer weiter für ein starkes Europa. „Denn wir sind im Binnenmarkt und im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) mit der EU eng verbunden“, drückte er es in seinen Dankesworten aus. Der Laureat: „Auch wenn Liechtenstein bei diesen Europawahlen nur als Zuschauer am Rande steht, sind wir doch mitten in Europa und hoffen deshalb auf eine kluge und vernünftige Entscheidung der Wähler“. Er sei dieses Wochenende zum ersten Mal im wunderschönen Oberfranken gewesen, „bestimmt aber nicht das letzte Mal“. Das Rotmaintal und die Umgebung erinnere ihn ein bisschen an die Toskana mit dem Unterschied, „daß der Fokus hier nicht auf den Wein gerichtet ist, sondern auf ein schmackhaftes Bier“.
Karl Freller, 1. Vizepräsident des Bayerischen Landtags, zeigte sich bei seinem Grußwort einmal mehr als wortgewaltiger Verfechter der Europäischen Integration.
Stephan Jöris, Vorsitzender des Neudrossenfelder Vereins focus-europa e.V., gab bei einem der von «Chansomble» vorgetragenen und gefeierten Couplets das «Nachtgespenst».
Fotos: Thomas Weiss
Landtagsvizepräsident Karl Freller zeigt klare Kante
Zahlreiche Redner würdigten beim Festakt Europa als Friedens- und Wirtschaftskraft. FEK-Präsident Dr. Gerhard Krüger bezeichnete es als „Werte- und nicht Religionsgemeinschaft“, Landrat Klaus Peter Söllner als gemeinsamen Markt, wo Menschen, Waren, Dienstleistungen und Kapital frei zirkulieren können. Und Heidrun Piwernetz, oberfränkische Regierungspräsidentin, nannte den einzigen Weg für die EU, um ähnliche EXIT-Bewegungen in der Zukunft zu vermeiden, beständig den Mehrwert der EU für das tägliche Leben der Bürger zu beweisen. Ganz still wurde es im Gontardsaal als Karl Freller, 1. Vizepräsident des Bayerischen Landtages, aus einem Wörterbuch von 1914 zitierte, das jungen Soldaten zur Verfügung gestellt wurde, und sich fast ausschließlich mit Vokabeln zu Tod, Haß und Vernichtung beschäftigte. „Jetzt fahren wir nach Frankreich als Freunde, um die Kultur und Gänseleber zu genießen“, machte der bayerische Spitzenpolitiker unter großem Beifall den noch vor zwei Generationen nicht für möglich gehaltenen Wandel in den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich, aber auch anderen einst verfeindeten europäischen Völkern klar.
«Stroganoff» in den Ohren, böhmische Küche auf der Zunge
Genossen hat den Festakt auch die große Gästeschar, weil «Chansomble focus-europa» herrlich kapriziös Couplets von Friedrich Holländer zum Besten gab. Die Sängerinnen und Sänger Magdalena Aderhold, Yvonne Berg und focus-Vorstand Stephan Jöris, begleitet von Lioubov Knjazev am Klavier bekamen mächtig Beifall, als etwa – passend zu 100 Jahren Frauenwahlrecht – «Raus mit den Männern aus dem Reichstag» intoniert wurde oder Stephan Jöris und seine Kolleginnen das berühmte «Stroganoff» zum Besten gaben. Über den traditionellen Umweg Eintrag in die Goldenen Bücher von Gemeinde und Landkreis ging es anschließend direkt zum festlichen Dinner von Heini Schöpf, Küchenchef des Schloßrestaurants, über. Bis spät in den Abend saß man im Neudrossenfelder Schloß und im europäischen Geist zusammen.